Zu Gast beim Pfeifertag
BANN: Der Werkvolk-Fanfarenzug als Teil des mittelalterlichen Spektakels
VON MONIKA KLEIN
Seit mehr als 30 Jahren ist die Fahrt des Bännjer Werkvolks nach Ribeauvillé im Elsass zum Pfeifertag ein unvergessliches Erlebnis. Erstmals haben die beiden Neumitglieder Lars Klingel und Christopher Strasser am historischen Umzug am ersten Sonntag im September teilgenommen. „Das ist unglaublich. Das habe ich noch nicht gesehen“, meint Strasser und Klingel fügt an: „Ich habe schon viele Umzüge mitgemacht, aber so habe ich das noch nie erlebt.“ Die beiden jungen Männer stehen noch ganz unter den Eindrücken, die sie als Fahnenschwenker und Trommler beim historischen Umzug in Ribeauvillé gesammelt haben. Der Pfeifertag gilt als das größte und älteste Folklorefest im Elsass. An diesem Tag zieht das Mittelalter in das 5000 Einwohner zählende Städtchen an der französischen Weinstraße ein. Dass der Werkvolk-Fanfarenzug aus Bann eine der 29 Nummern des Umzuges bildet, ist für Vorsitzender Richard Roschel Ehre und Auszeichnung zugleich. Schließlich dürfen nur solche Gruppen und Musikvereine mitmarschieren, die einen eindeutigen Bezug zum Mittelalter haben.
Neben den Landsknechttrachten, den Naturfanfaren und Trommeln war auch das Repertoire mit historischen Märschen ausschlaggebend dafür gewesen, dass vor mehr als 30 Jahren eine erste Einladung erfolgte. „Es gibt sehr strenge Zulassungskriterien“, berichtet Roschel. Mittlerweile ist eine Freundschaft zwischen den Organisatoren im Elsass und den Bännjern gewachsen. Als Gastgeschenk überreichten sie ein Vogelhäuschen, auf dessen Front die Wappen beider Städte zu sehen sind.
Die Umzugstrecke von 1,3 Kilometer wird flankiert von etwa 50.000 Zuschauern. Jede Nummer ist mit den Stopps mehr als zwei Stunden unterwegs. „Die Leute sind gut drauf. Sie jubeln, leben das Fest und das Mittelalter“, berichtet Klingel. Auf einem der Wagen habe sich der Nachbau einer Ritterburg mit Prinz und einem Gefangenen in Ketten befunden. Begleitet wurde er von Fußvolk, das einen Angriff nachgespielt habe.
„Ein Wagen ist schöner als der andere“, erzählt Strasser. Ihm ist ein golden funkelnder Aufbau in Erinnerung geblieben mit einer weißen Wolke und Menschen in Overalls. „In Deutschland würden solche Wagen nicht zugelassen werden“, schüttelt Roschel den Kopf. Mit mehr als 25 Metern Länge und einigen Metern Höhe sei es an einer Stelle erforderlich, Aufbauten umzuklappen oder zu versenken, um passieren zu können.
Dass das Bännjer Werkvolk 2014 wieder mit von der Partie ist, steht bereits fest. Die Neumitglieder freuen sich bereits darauf und haben Tipps für Musiker oder Zuschauer parat. Klingel empfiehlt gutes Schuhwerk für das Pflaster und sich die Wagen anzuschauen. Strasser rät zu einem Lunchpaket, weil kaum Zeit für eine Zwischenmahlzeit bleibt. Auch ein leeres Glas in der Hand schadet zur Mittagszeit nicht. „Um 12 Uhr fließt aus einem Brunnen 30 Minuten lang Wein“, weiß Roschel.
Die Straßen von Zuschauern gesäumt: Für denWerkvolk-Fanfarenzug aus Bann zählt der Auftritt in Ribeauvillé zu den Höhepunkten. FOTO: FREI